Muslimisches Forum Deutschland

przez Bartek Bukowski

Gründungserklärung und Thesen

Wir sind Menschen, die sich als Bürgerinnen und Bürger Deutschlands und zugleich als Muslime sehen. Wir engagieren uns für das friedliche Zusammenleben in einer immer pluraler werdenden Gesellschaft und sind der Auffassung, dass dies durch die Achtung der Menschenrechte, der Freiheit und der Demokratie gewährleistet werden kann. Wir sind offen für die Unterstützung aller, die unsere Werte teilen. Dabei gilt der Gleichheitsgrundsatz ungeachtet der Religionszugehörigkeit, des Migrationshintergrunds, der nationalen und ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts und der sexuellen Orientierung.

Wir haben das Ziel, den humanistisch orientierten Muslimen eine Stimme zu verleihen. Muslime werden oft nur auf ihre Religionszugehörigkeit reduziert. Sie werden oft mit den weltweit verbreiteten Gewalttaten anderer in Verbindung gebracht. Sowohl gegen die Stigmatisierung als auch gegen menschenverachtende Handlungen wollen wir als Bürger in Deutschland in jeder Hinsicht aktiv an der Gestaltung der Gesellschaft und der Verteidigung der Menschenrechte mitwirken.

Der Islam weist vielfältige theologische, kulturelle sowie strukturelle Ausprägungen auf, die von den bestehenden muslimischen Institutionen in Deutschland nicht in Gänze repräsentiert werden. Die Mehrheit der Muslime ist unterrepräsentiert. Deshalb wollen wir mit unserer Aktion der Politik einen weiteren Ansprechpartner anbieten, der die unartikulierten Positionen von Muslimen in Deutschland wiedergibt.

Wir setzen uns ein für die Etablierung eines Islamverständnisses, das mit unseren Grundwerten und der deutschen Lebenswirklichkeit übereinstimmt. Dieses Islamverständnis soll theologisch fundiert sein und daher dem Selbstverständnis einer bekenntnisgebundenen Sicht auf den Islam gerecht werden und die Rechte und Freiheiten des Individuums wahren.

Wir treten weiterhin aktiv gegen jede Form von Intoleranz und für den Schutz von Freiheit ein. Wir verurteilen entschieden jegliche Form der Diskriminierung, Hasspropaganda und menschenverachtenden Äußerungen, die sich gegen einen „Anderen“ richten. Antimuslimische, antisemitische, rassistische, deutschenfeindliche und homophobe Stereotypen und andere menschenverachtende Hassideologien lehnen wir ab. Sowohl Drangsalierung als auch der Hass auf den „Westen“, bzw. jede Form religiös oder ideologisch motivierter Gewalt müssen friedlich bekämpft werden.

Weiterhin sollen Klischees, Zuschreibungen und Feindbilder aus den Herkunftsländern aufgearbeitet werden. Gleichzeitig sollen Rede- und Meinungsfreiheit geschützt und gefördert werden. Offene Diskussionen über kulturelle Unterschiede, Unterschiede zwischen den Religionen und über die Rolle der Religion in der Gesellschaft sollten aus falsch verstandener Toleranz, im Sinne aus „Angst zu verletzen“, nicht im Keim erstickt werden. Wir unterstützen und verteidigen beharrlich das Recht eines jeden Individuums, seinen eigenen Glauben bzw. seine Weltanschauung zu haben und öffentlich zu zeigen.

Die allgemeinen Menschenrechte, die europäische Menschenrechtskonvention und das deutsche Grundgesetz bilden den Rahmen, innerhalb dessen sich jeder frei bewegen darf. Wir lehnen religiös begründete Traditionen und Gesetze ab, die im Widerspruch zu den Menschenrechten bzw. zum deutschen Gesetz stehen. Wir übernehmen Verantwortung für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Wir rufen alle Menschen, vor allem Muslime, die unsere Auffassung teilen und sich für die gegenseitige Anerkennung von Menschen einsetzen wollen, auf, sich uns anzuschließen. Wir rufen die politischen Entscheidungsträger auf, die muslimische Vielfalt in Deutschland zu berücksichtigen und mit uns zusammenzuarbeiten. Angesichts der aktuellen und in ganz Europa zunehmenden Polarisierung sowie der kulturellen und religiösen Spannungen, ist es gerade heute so wichtig wie nie zuvor, die Würde und die Freiheit des Individuums als unser Fundament zu bekräftigen.

ERSTUNTERZEICHNER DER ERKLÄRUNG (INITIATIVKREIS DES FORUMS)

Sicherheitshalber am 29.10.2023 entfernt!

www.muslimisches-forum-deutschland.de    

Der Verein existiert nicht mehr.

BERLINER THESEN

Berlin, 2. Oktober 2015

1. Der Islam ist keineswegs abgeschlossen, er unterliegt einem ständigen Entwicklungsprozess. Von diesem sind weder islamische Grundsätze noch religiöse Rituale betroffen, da diese nicht dem gesellschaftlichen Wandel unterliegen.

2. Im Exklusivismus liegt eine Grundlage für Gewalt. Dass Gott die Wahrheit ist, soll gerade die Wahrheit vor Vereinnahmung durch den Menschen schützen und den Menschen zur Bescheidenheit aufrufen, ein Suchender zu bleiben, der die Wahrheit mit dem Wissen anstrebt, sich ihr annähern, sie aber nie besitzen zu können. Wahrheiten von oben aufzuzwingen, widerspricht dem Geist eines humanistischen Islams, der den Menschen zum freien Menschen macht, der sich von sich aus öffnet. 

3. Der Koran muss in seinem historischen Kontext gelesen und verstanden werden. Der Koran wurde diskursiv verkündet und kann daher auch nur im Diskurs verstanden werden. Ohne den historischen Kontext der Verkündung des Korans im siebten Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel zu berücksichtigen, kann der Koran nur missverstanden werden. Heute müssen neben den klassischen auch moderne Methoden wie die historisch-kritische Methode in der Auseinandersetzung mit dem Koran und der Sunna ernst genommen werden.

4. Wir sind für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen, auch in Bezug auf das Tragen/Ablegen des Kopftuches. Bei der Ausübung von Berufen in diesem Zusammenhang orientieren wir uns am geltenden Recht. Jedoch lehnen wir das Tragen des Kopftuches bei Kindern ab.

5. Wir stehen für die Erziehung zum selbstbestimmten Leben, auch hinsichtlich Sexualität und lehnen patriarchalische Strukturen ab.

6. Schwimmunterricht, Klassenfahrten und Sexualkunde sind Teil des schulischen Bildungsauftrages.

7. Wir sind für die Trennung von Religion und Politik. Nur dadurch kann sich eine Diskurskultur manifestieren, die das demokratische Bewusstsein stärkt und zugleich die Religion vor Missbrauch durch die Politik schützt.

8. Menschenverachtende Islamverständnisse - wie bspw. der Salafismus - sind mit der Werteordnung einer säkularisierten Gesellschaft nicht vereinbar.

9. Toleranz gegenüber gewalttätigen Fanatikern ist inakzeptabel.

10. Antimuslimische, antisemitische, rassistische, deutschenfeindliche und homophobe Stereotypen und andere menschenverachtende Hassideologien lehnen wir ab. Sowohl Drangsalierung als auch der Hass auf den „Westen“, bzw. jede Form religiös oder ideologisch motivierter Gewalt müssen friedlich bekämpft werden. Weiterhin sollen Klischees, Zuschreibungen und Feindbilder 3 aus den Herkunftsländern aufgearbeitet werden.

11. Wir bieten unsere Mitarbeit bei der Entwicklung nachhaltiger Konzepte zum Schutz von Jugendlichen vor Extremismus an.

12. Wir fordern die Stärkung der Medienkompetenz der Muslime und verurteilen Hassreden in den sozialen Medien.

13. Wir setzen uns ein für die Förderung einer kritischen Diskussions- und Streitkultur unter muslimischen Jugendlichen.

14. Wir appellieren für differenzierte Berichterstattung, die die Vielfalt des muslimischen Lebens in Deutschland abbildet.

15. Wir fordern dringend die Entwicklung von Konzepten zur nachhaltigen Vermittlung von Normen, die auf dem gesamtgesellschaftlichen Konsens basieren und das Grundgesetz zur Grundlage haben.

16. Wir fordern den Schutz von religiösen Minderheiten sowie von Frauen und Kindern in den Flüchtlingsunterkünften durch den Staat.

17. Die Flüchtlingsunterbringung muss professionalisiert werden und im Einklang mit den Prinzipien des Grundgesetzes sowie der Menschenrechte stehen.

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