Und dann kommt der September...

przez Helen Lewis

Der deutsch-polnische Propagandakrieg ist längst im Gange. Die Regierung in Warschau prüft nun den Rechtsanspruch auf Entschädigung für die Besatzungszeit 1939-1945.

Die Regierung in Warschau prüft die Rechtslage, um von Deutschland eine Entschädigung für den zweiten Weltkrieg zu fordern. Die Diskussion findet anlässlich des 73. Jahrestages des Warschauer Aufstands von 1944 statt. Der Patriotismus wird genährt und die Politiker wissen es zu nutzen. In der Atmosphäre einer Bedrohung durch Islamisten, Deutschland, Russland, Nord Stream, mit dem Bürgerkrieg beim unmittelbaren Nachbarn - Ukraine und Manövern der Rußischen Armee um die Ecke, wirkt alles noch stärker.

Die EU-Bürokraten wollten dem Land, die als Flüchtlinge getarnten illegalen Immigranten aufzwingen, und jetzt treten sie gegen die lebensnotwendigen Staatsreformen ein, ohne zu warten, ob die umstrittenen Gesetze überhaupt vom Präsidenten Duda unterschrieben werden. Dabei zeigten sie ihr Misstrauen und Respektlosigkeit gegenüber dem polnischen Parlament, der Regierung, dem Präsidenten und dem Volk. Sie haben die Hintergründe der Entscheidungen an der Weichsel nicht mal ansatzweise verstanden oder es wenigstens versucht. Auffallend war dagegen das tatenlose Zusehen während der Regierungszeit der bürgerlichen PO, als das Land fast jeden Monat von Affären erschüttert wurde, von denen jede einzelne in einer westlichen Demokratie zu Neuwahlen geführt hätte.

Der polnische Verteidigungsminister Macierewicz geht zum Gegenangriff über und kündigt ein Gutachten an, das die offene Rechnungen mit der Bundesrepublik als rechtlichem Nachfolger des Deutschen Reiches, zeigt. Dem Minister ist dabei anscheinend klar, welche Lawine dabei losgetreten wird.

Die Ankündigung weckte in Deutschland bereits die Diskussion über Schlesien, Pommern, Ostpreußen und das Unrecht, das dem deutschen Volke angetan wurde. Die Ewiggestrigen werden immer lauter mit ihrer Version der Geschichte und schieben den Kriegsausbruch auf Polen, als ob es den Hitler-Stalin-Pakt und die Angriffspläne nicht schon lange vor dem September '39 gegeben hätte. Anscheinend haben sie bei den Goebbels-Reden nicht ganz aufgepasst.

Die in Deutschland lebenden Polen werden auf jeden Fall zu Geiseln dieser Debatte. Ungeachtet dessen sendet das Staatsfernsehen TVP auf seinen Kanälen immer häufiger die Kriegsfilme, natürlich mit den Deutschen als Kriegsverbrecher in der Hauptrolle. Das Reperetoire reicht von den "Vier Panzersoldaten" - einer Propagandaserie über die Waffenbruderschaft der polnischen und der Roten Armee, über "Die Kreuzritter", Wajdas "Der Kanal", bis hin zu einem Zeichentrickfilm über das Massaker von Wola. Den Krieg verlieren und noch meckern? Nun wird man sich so einiges ansehen und anhören müssen. Der Höhepunkt war eine riesige Choreographie während des europaweit übertragenen Fußballspiels zwischen Legia Warschau und FK Astana am 2. August: ein Wehrmachtsoldat hält einen Jungen mit der Pistole an der Schläfe fest. Unten war zu sehen ein Schriftzug in Englisch: "Während des Warschauer Aufstands haben die Deutschen 160.000 Menschen getötet, Tausende davon waren Kinder." (Das Bild oben) Die UEFA prüft die Konformität dieser Aktion mit den Feuerschutzvorschriften und Evakuierungsplänen...

Während Macierewicz von materiellen Verlusten spricht, beklagt der Parteichef Kaczynski die menschlichen Opfer und die polnische Eliten, die während der Besatzung exterminiert wurden. "Das Land braucht mindestens fünf bis acht Generationen, um neue Eliten groß zu ziehen." Ein solches Zeugnis haben seine Anhänger wahrlich nicht erwartet.

Dagegen ist es zu erwarten, dass die Kampagne weiter geht und immer wieder an deutsche Kriegsverbrechen konsequent erinnert wird. Kein Wunder: nach dem Kanzlerkandidat Schulz und anderen Politikern, insbesondere aus der SPD, trauen sich nun auch immer kleinere Fische, Polen als undemokratisch, unsolidarisch und sogar faschistisch zu beschimpfen und eine "entsprechende Reaktion" der Bundesregierung und der EU zu fordern. Die Deutsch-Polnische Gesellschaften mischen sich in die Politik ein und vernachlässigen ihre eigentliche Satzungstätigkeit. Einige Politiker haben sie für ihre politischen Ziele vereinnahmt, die mit der Satzung nicht vereinbar sind. Z.B. Herr Dietmar Nietan, der neben seiner Parteifunktion, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Deutsch-Polnischen Gesellschaften ist, die ihre Satzungsziele verfolgen sollten, und nicht die Hetze gegen Polen unterstützen.

Hier ein Interview in den "Kieler Nachrichten" vom 27.08.2017.

Die Gemüter in Polen heizt aber der ZDF auf. Der Sender weigert sich das Urteil des Krakauer Gerichts anzuerkennen und sich beim ehemaligen KL Auschwitz-Häftling Karol Tendera, für den Begriff "polnischer Todeslager", zu entschuldigen, der immer wieder in verschiedenen Berichten und Filmen auftaucht. Der ZDF stellt sogar die Unabhängigkeit des Gerichts infrage.

Die Warschauer Regierung, entnervt durch die Arroganz der Westeuropäer und ermutigt durch einen geschäftstüchtigen amerikanischen Präsidenten, braucht etwas Ruhe, um die Staatsreformen durchzusetzen, die nach dem Sturz des Premierministers Olszewski im Sommer 1992 nicht mehr zu Stande gekommen sind. Dann kehrt hoffentlich wieder Ruhe ein.

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