Dunja Hayali bekommt die "Goldene Kamera 2016"

przez Bartek Bukowski

Wir gratulieren!

Dunja Hayali im Morgenmagazin

Sehr geehrte Frau Hayali,

an der ersten Stelle möchten wir Ihnen zur Goldenen Kamera gratulieren. Als Menschen "mit Migrationshintergrund" freuen wir uns besonders: es ist nicht einfach, in diesem Land die Anerkennung zu bekommen. Darum bewerten wir diese Auszeichnung entsprechend hoch.

Der zweite Anlass dieses Posts ist weniger erfreulich. Wir haben am 6. Januar 2016 das Interview mit Herrn Bartosz Wielinski von "Gazeta Wyborcza" im MoMa gesehen. Es ist in Ordnung, dass die Medien sich um die Pressefreiheit kümmern. Wir beobachten auch sehr intensiv die Entwicklung in Warschau. Leider können wir die Aussagen des Herrn Wielinski nicht nachvollziehen.

In Polen passiert momentan nichts besonderes, was die Presse selbst und ihre Freiheit betrifft. Es gibt keine Repressalien, keine Sperrung des Internets oder der einzelnen Portale, keine Prozesse gegen Journalisten oder politische Gegner der (demokratisch gewählten) Regierung. Vielmehr interessiert uns aber, wann kommt im deutschen Fernsehen ein Interview mit einem Journalisten, der in Polen tatsächlich verfolgt wurde? Es handelt sich um Herrn Wojciech Sumlinski, der die Mafiazustände in der polnischen Polit-Klasse der letzten Jahre, insbesondere um den Ex-Präsidenten Komorowski, ans Licht gebracht hat. Auf Wunsch senden wir mehr Stoff in deutscher Sprache zu diesem Thema. Im Freien Museum Berlin hat Wojciech Sumlinski 2015 seine zwei letzten Bücher vorgestellt: "Gefährliche Seilschaften des Bronislaw Komorowski" und "Was >>Masa<< nicht sagen wird". Beide Bücher beinhalten ziemlich schockierende Fakten über die Beziehungen zwischen den Geheimdiensten, der Mafia und der Politik in Polen. Jahrelang wurde hierzulande nichts darüber berichtet. Der Autor selbst hat sich jahrelang gegen eine Anklage wegen Geheimnisverrats verteidigen müssen. Und angefangen hat das alles bei den Recherchen zum Buch über den Mord am Kapelan der Solidarnosc, Jerzy Popieluszko...

In den letzten 8 Jahren haben mehrere Personen des polnischen öffentlichen Lebens, darunter Parlamentarier und Generelle, "Selbstmord" begangen. Auch das ist an die deutsche Öffentlichkeit nicht durchgesickert. Wozu unterhält man die Korrespondenten in Warschau? Warum wird Polen erst jetzt so wichtig?

Wir haben ernsthafte Gründe, uns um die Pressefreiheit Sorgen zu machen - wie man sieht nicht nur, was die Flüchtlingsproblematik betrifft. Die Eigentumsverhältnisse in den polnisch-sprachigen Medien tragen dazu bei, dass diese Sorgen tatsächlich berechtigt sind. Dass die Medien weltweit ein politisches Instrument sind, ist Ihnen wahrscheinlich so oder so klar. Man druckt das, was die Auflage steigern lässt oder das, wofür man bezahlt wird. So einfach und brutal ist die Realität.

Nach der Watergate-Affäre musste der Präsident Nixon zurücktreten. Heute wundert sich niemand, wenn sein Telefongespräch aufgezeichnet wird. "Patriot Act" verbreitet sich weltweit. In Polen gab es in den letzten Jahren mehr Affären, als ein normaler Staat verkraften könnte. Darüber hat man hier auch nicht berichtet. Warum? Genau diese Frage ist wahrscheinlich gefährlicher, als die Affären selbst.

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